Hochgradig sensible / sensitive Kinder

Sind oft

   - eher introvertiert / zurückgezogen (etwa 30% der HSK sind extrovertiert)
   - sehr empfindlich auf laute Geräusche (z.B. Stimmengewirr) oder Unruhe ihrer
     Schulklasse
   - eher wenig mit anderen Kindern befreundet
   - Mobbing-Opfer
   - für ihr Alter viel zu erwachsen
   - sehr fürsorglich, liebevoll, mitfühlend und aufmerksam im Umgang mit jüngeren
     Geschwistern
   - bestens in der Lage, sich allein zu beschäftigen
   - fokussiert auf Körperkontakt mit Menschen, die ihnen Sicherheit bieten
   - bei Konflikten sehr schnell verängstigt (häufige Reaktionen sind dann weinen,
     fliehen, "abschalten"
   - gestresst / überreizt bei objektiv "schönen" Anlässen wie Geburtstag,
     Weihnachten (kann sich auch als "plötzliche" Traurigkeit u.U. mit heftigem
     Weinen zeigen)
   - von familiären Aktivitäten schnell überfordert und rückzugsgeneigt
   - komplexe Denker und Fragensteller (besonders für ihr Alter)
   - äußerst wissensdurstig und hochkonzentriert bei Themen, die das Kind anregen,
     sonst eher unmotiviert
   - eher in Schulfächern gut, die Phantasie, visuelles und kreatives Lernen zulassen
     (Kunst, Musik, Literatur, ggf. Biologie oder Physik, Geometrie, Religion usw.)
   - gestresst bei Klassenarbeiten / Notenvergabe / Prüfungen
   - eher langsam (da oft sehr gewissenhaft!)
   - keine "Sportskanonen", da insbesondere Schulsport als zu schnell, zu belastend
     (Lautstärke) und mit zu viel Konkurrenz und Druck verbunden erlebt wird
   - sehr PC-begeistert und -begabt
   - eher vergesslich und unpünktlich
   - "nicht anwesend" und bekommen nicht mit, was man ihnen sagt

Haben oft

   - eine tiefe, liebevolle und mitfühlende Verbindung zu Tieren und/oder Pflanzen
   - ein ausgeprägtes Gerechtigskeits- und Wahrheitsempfinden


(Die o.g. Angaben habe ich teilweise von
 www.hochsensibel.org/dokumente/Juniorinfo.pdf
 übernommen, überarbeitet oder ergänzt.)




Sensitive Kinder = Sorgenkinder?


Mit Blick zurück in meine eigene Kindheit: Ja und Nein.

Mit Blick auf meine 5 eigenen Kinder: Nein.

Ja, für meine Mutter war ich ein Sorgenkind. Zuhause und im Alltag immer gerade heraus und nie darum verlegen, den Erwachsenen zu sagen, wenn sie es selber nicht so machten, wie sie es von uns Kindern verlangten. Für sie war ich widerspenstig, schulmeisterisch, frech, "altklug" und trotz all ihrer Bemühungen unerzogen, weil ich ihre Vorstellung von dem, was "man" tut und was "man" nicht tut, einfach nicht übernehmen und leben wollte.

In der Schule mit meinen Noten immer weit unter dem Durchschnitt der Klasse. Viele Gespräche mit den Lehrern, weil mein Verhalten im sozial-emotionalen Bereich oft zu wünschen übrig ließ. Oft krank, Allergien vom ersten bis zum letzten Blühen in der Natur, regelmäßig wegen größeren oder kleineren Unfällen verletzt und schrecklich wehleidig. Therapie-Termine wegen Auffälligkeiten in meiner Wahrnehmung und der Motorik und Nachhilfe wegen LRS und Dyskalkulie und noch so einiges mehr.

Mit Gleichaltrigen kam ich gar nicht klar, also habe ich mich älteren Kindern  und später jungen Erwachsenen angeschlossen. Entgegen aller Erziehungsmaßnahmen meiner Mutter habe ich mich an dem orientiert, was die Älteren durften - was selten in ihrem Sinne war.

Nein, für meine Oma war ich alles andere als ein Sorgenkind. Ich war neugierig und lernfreudig und für mein Alter sehr selbständig und mutig. Sie hat mir zugehört und das verstanden, was ich ohne Worte gesagt habe. Auf meine Fragen zur Welt der Erwachsenen und meine Beschwerden, über den lieblosen Umgang der Menschen untereinander und mit der Natur und was es mit dem lieben Gott auf sich hat, ist sie immer sehr feinfühlig eingegangen. Sie hat mich so angenommen, wie ich war. Mit all meinen Ecken und Kanten und die Tatsache, dass ich für mein junges Alter viel zu erwachsen war als Stärke betrachtet - und nicht als Fehler. So hatte sie immer ein Augenmerk darauf, meine Selbständigkeit zu fördern, mir Verantwortung zu übertragen und mir die Möglichkeit zu geben, durch Erfahrungen zu lernen. Wenn sie einen "Fehler" gemacht hat, was sehr selten vor kam, hat sie dies zu gegeben. Bei ihr ging es nie darum, dass sie als Erwachsene Recht hat, sondern um Wahrheit und Aufrichtigkeit im Denken und Handeln.

In dieser für mich sehr förderlichen und angenehmen Umgebung bei meiner Oma war von meinen Auffälligkeiten im sozial-emotionalen Bereich und von den sonst oft sehr ausgeprägten Wahrnehmungsstörungen kaum etwas zu spüren.

Nein, für mich als inzwischen mehrfache Mutter sind meine sensitiven Kinder KEINE Sorgenkinder, auch wenn sie mich täglich vor neue Herausforderungen stellen.

Jedes der Kinder hat seine Stärken und Schwächen an anderen Stellen. So fordern sie mich immer wieder von Neuem dazu auf, ganz genau hin zu sehen, hin zu hören und hin zu fühlen. Vieles von dem, was ich oben über meine eigene Kindheit geschrieben habe, leben auch meine Kinder.

Sensitive Kinder geraten in große Not, wenn sie fühlen, dass sie abgelehnt werden. Darum ist es oberstes Gebot, die Kinder so anzunehmen, wie sie sind. Vom Kopf bzw. Verstand her ist das kein Problem. Aber wie sieht es mit unseren Gefühlen aus?!

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Oft sind wir Erwachsenen mit irgend etwas "Wichtigem" beschäftigt. Wenn wir dabei mehrmals von den Kindern wegen etwas vermeintlich "Unwichtigem" unterbrochen (also gestört) werden, kann schon mal Unmut aufkommen. Vielleicht haben wir das Gefühl, dass unser Bedürfnis, unsere Arbeit in Ruhe zu Ende bringen zu können, nicht ernst genommen wird.

Vor der Türe sind Kinderschritte und Weinen zu hören. Unsere Reaktion in Gedanken: "Nein, nicht schon wieder. Ich will jetzt endlich meine Ruhe haben, sonst werde ich nie fertig." Das zu diesen Gedanken gehörende Gefühl ist Ablehnung.

Das weinende Kind kommt und möchte getröstet werden. Gefühlt und gedacht würden wir lieber weiter arbeiten. Aber ein Kind das weint, wird natürlich nicht einfach weg geschickt, sondern in den Arm genommen.

Was kommt in dieser Situation bei einem sensitiven Kind an? Rein äußerlich wird es in den Arm genommen und getröstet. Fühlen tut es aber: "Geh weg, Du störst mich." Es fühlt also Ablehnung.

Damit steht die Handlung, die ihm begegnet im Widerspruch zu dem, was es fühlt. Kinder sind nicht in der Lage rein verstandesmäßig für sich zu klären, dass der Erwachsene nur die Situation der Unterbrechung ablehnt und nicht das Kind als solches.

Somit bleibt beim Kind das Gefühl zurück: "Ich habe etwas falsch gemacht. Ich werde nicht geliebt. Ich bin im Weg. So wie ich bin, bin ich falsch." Die Umarmung wird zur Lüge. Eigentlich sollte sie trösten, statt dessen tut sie in der Seele weh. Zurück bleibt Verunsicherung.

Die innere Welt des Kindes stimmt nicht mit dem überein, was ihm im Außen begegnet. Die Erwachsenen leben ihm vor, dass das, was man im Außen wahrnimmt stimmt. Folgedessen muss das, was es im Innen als Gefühl wahrnimmt falsch sein, wenn es nicht mit der Situation im Außen überein stimmt.

Je öfter den Kindern Situationen dieser Art begegnen, um so schwieriger wird es für sie, ihrer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen.
Über kurz oder lang verlieren die Kinder dadurch ihr Selbstvertrauen. Auch ihr Selbstwertgefühl wird durch das häufige Empfinden von Ablehnung in Mitleidenschaft gezogen.
 
Was sie jedoch meistens behalten, ist ihr Selbstbewusstsein. Ein starkes Selbstbewusstsein ohne ausreichendes Selbstvertrauen und mit angeschlagenem Selbstwertgefühl führt zwangsläufig zu Dauerstress und damit zu Auffälligkeiten im sozial-emotionalen Bereich.

Kinder sind auf unsere Achtsamkeit im Umgang mit unseren Gedanken und Gefühlen und damit übereinstimmendem Handeln angewiesen!


Schicksal und Chance zum Glück

"Unsere Kinder sind die besten Detektive für das Seelenleben des Erwachsenen - besonders für Eltern und Erzieher."
Sr. Simona, Erzieherin im Kinderheim

Sensitive Kinder geben uns Erwachsenen die Möglichkeit, unsere eigene Einstellung zum Leben und unsere Konditionierungen überprüfen zu können. Da diese hochgradig sensiblen Kinder auch oder gerade das mitbekommen, was uns Erwachsenen bei uns selber nicht bewusst ist, drücken sie so lange auf die Knöpfe bis wir unsere eigenen Themen sehen und in der Folge bearbeiten und klären.


Ein sensitives Kind zu haben ist gleichermaßen ein Geschenk des Lebens und eine Herausforderung zur Höchstleistung, was unsere ganz persönliche Weiterentwicklung auf unserem Lebensweg betrifft.


Klare Strukturen und klare Grenzen

Sensitive Kinder sind auf authentische, aufrichtige und zuverlässige Reaktionen der Erwachsenen in ihrem Umfeld angewiesen. Innere Einstellung, Emotion und äußeres Handeln müssen im Einklang sein. Nur so bekommen diese hochgradig sensiblen Kinder von uns die für ihre gesunde Entwicklung notwendige Sicherheit und Stabilität.


Einige spirituelle Aspekte finden Sie unter "Schreibaby".